Der rasante Wandel hin zum Elektroauto und autonomen Fahren bringt Unternehmen der Automobilindustrie in die Bredouille. Neben den Autoherstellern sind auch die Lieferanten aufgefordert innovative Produkte zu entwickeln und in neue Technologien wie CASE zu investieren. Allein für die zwei Zukunftsbereiche Elektromobilität und autonomes Fahren schätzt das Beratungsunternehmen AlixPartners, dass die Industrie in den kommenden fünf Jahren mehr als 245 Milliarden Euro aufwenden muss.
Bis zum Jahr 2021 werden die Autoabsätze in den USA voraussichtlich zwischen neun und 15 Prozent zurückgehen. Für Europa wird ein Absatzrückgang zwischen fünf und zehn Prozent bis 2021 prognostiziert.
Quelle: Boston Consulting Group
Über ZF und vielen anderen Zulieferern schwebt das Damoklesschwert der Mobilitätswende. Umsätze aus dem Kerngeschäft mit Verbrennungsmotoren fehlen. Investitionen in die notwendigen Innovationen sind damit schwer zu stemmen. Die angespannte Lage zeigt sich auch bei Bosch. Der Vorreiter für autonomes Fahren muss nach Bericht des Handelsblatts am Standort Bamberg umplanen, weil Aufträge fehlen und Beschäftigte nicht vollständig ausgelastet sind.
Abb. 2: Top-10-Unternehmen für autonomes Fahren
Bei MAHLE hat die Mobilitätswende bereits eingeschlagen. Das Unternehmen wird sein Werk zur Fertigung für Luftmanagementsysteme für Verbrennungsmotoren am Standort Öhringen schließen, weil der Preisdruck zu hoch ist und die Perspektiven für den Standort fehlen.
Preisdruck ist das Stichwort in diesen turbulenten Zeiten. Denn gerade die Zulieferer sind aufgefordert, die sehr hohen Entwicklungskosten der Mobilitätswende schnell, frühzeitig und verlässlich zu kalkulieren und die profitversprechenden Produkte bei immer kürzeren Innovationszyklen auf den Markt zu bringen.
Allein die Technologien zu CASE ziehen das Entwicklungstempo an. Die Digitalisierung verkürzt die Lebens- und damit auch die Innovationszyklen von Produkten. Neueste Techniken wandern direkt ins Auto und häufig ist nicht einmal klar, wie lange die Lebensdauer der Produkte ist.
Abb. 3: Produktlebenszyklus - Vergleich Geschäftsmodell traditionell vs. digital
Quelle: Automobilindustrie | Sonderausgabe Juni 2019
Hersteller stehen unter Handlungsdruck, die Entwicklungszeit für ein Produkt drastisch zu verringern. Grundsätzlich ist die Produktion eines Elektroautos auf einem Greenfield weniger komplex als bei einem Modell mit Verbrennungsmotor. Aber: Der Lieferant muss sich beim Thema Elektroauto mit ganz neuen Fragen beschäftigen. Neben dem Antrieb gewinnen Themen wie das Thermomanagement an Komplexität. Entfällt der Verbrennungsmotor als Wärmequelle für die Heizung und als Antrieb für die Kühlung, braucht es neue, leistungsfähige Alternativen. Die Temperierung von Batterie und Leistungselektronik unterliegt unterschiedlichsten Einflüssen wie den Witterungsbedingungen. Die Anforderungen an eine Klimaanlage steigen, weil auch Batterie und Elektronik gekühlt werden müssen. Auch die Heizung und deren Steuerung sind durch den notwendigen variablen Modus komplex. Die Heizung muss funktionieren, wenn das Auto im Stau stillsteht. Das belastet die Batterie. Unter der zusätzlichen Belastung muss das Auto aber immer noch sein geplantes Ziel erreichen können.
Der Mobilitätswandel führt den hohen Innovations- mit einem immensen Kostendruck zusammen. Allein die Investitionen in Elektromobilität sind nach Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young 2018 bei den führenden 16 Automobilkonzernen sprunghaft gestiegen.
Abb 4. Investitionen der 16 größten Autokonzerne der Welt im Bereich Elektromobilität (2015-2018)
Lieferanten befinden sich in der sogenannten "Produktivitätszange". Lösen können sie diese, in dem schon in den frühen Stadien der Produktentwicklung nicht nur die Produkteigenschaften funktional, sondern zusätzlich mit den korrespondierenden Kosten reflektiert werden.
Wie gelingt es Produkte schnell und rentabel zu produzieren?
Die Basis für optimale Material- und Ressourceneffizienz wird in der Frühphase der Entwicklung gelegt. Neben dem Know-how aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen braucht es integrierte und voll digitalisierte Tools, die das hohe Tempo durch mehr Automatisierung mittragen. Lösungen im Bereich Design Costing führen Prozessplanung und Produktionsorganisation zusammen. Über Schnittstellen zu Drittsystemen wie CAD, PLM oder ERP wird ein umfassender Datensatz für die Produktionsplanung genutzt.
Welche Eigenschaften sollten digitale Tools zur Kostenkalkulation mitbringen?
Erfahren Sie in unserer Webinar-Reihe, wie Sie frühzeitig Produktkosten ermitteln, Kostentreiber identifizieren und Maßnahmen zur Kostenreduktion definieren.
Werden kontinuierliche Datenverfügbarkeit und automatisierte Prozesse in der Produktentwicklung nicht unterstützt, versperrt das letztlich nicht nur die Sicht auf die wahren Produktkosten, sondern auch auf die Gesamtkosten des Unternehmens. Die Key Performance Indikatoren (KPIs) werden geschwächt, auch weil die durchgehende Sicht auf den Produktlebenszyklus fehlt. Eine integrierte Lösung erhöht die Präzision und Zuverlässigkeit der Kostenrechnung und führt zu einer schnelleren Marktreife der Produkte. Bei allen Herausforderungen in Sachen Mobilitätswende kann die Profitabilität der innovativen Produkte von Beginn gesichert werden.