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Rückläufige Absätze und hohe Investitionen - Zulieferer müssen die Mobilitätswende stemmen

Written by FACTON | Jul 29, 2019 1:51:00 PM

Der rasante Wandel hin zum Elektroauto und autonomen Fahren bringt Unternehmen der Automobilindustrie in die Bredouille. Neben den Autoherstellern sind auch die Lieferanten aufgefordert innovative Produkte zu entwickeln und in neue Technologien wie CASE zu investieren. Allein für die zwei Zukunftsbereiche Elektromobilität und autonomes Fahren schätzt das Beratungsunternehmen AlixPartners, dass die Industrie in den kommenden fünf Jahren mehr als 245 Milliarden Euro aufwenden muss.

Investieren muss auch ZF. Der deutsche Automobilkonzern sicherte sich einen Großauftrag von Mercedes für alle Modelle der neuen Elektrolinie EQ. Laut Bericht des Wirtschaftsmagazins Handelsblatt umfasst der Großauftrag das gesamte Antriebssystem: vom Motor, über das Ein-Gang-Getriebe samt Differenzial, Leistungselektronik und Steuerungssoftware. Trotz der positiven Aussichten ist ZF ebenso wie viele andere Lieferanten und OEMs mit den Folgen einer rückläufigen Absatzentwicklung konfrontiert. Die Automobilwoche titelte jüngst dazu: „Düsterer Ausblick für die Autoindustrie: Studie kündigt drastischen Margenschwund an“. Notwendige Investitionen und eine schwächelnde Absatzentwicklung drücken auf die Marge und den Cash-Flow.

Bis zum Jahr 2021 werden die Autoabsätze in den USA voraussichtlich zwischen neun und 15 Prozent zurückgehen. Für Europa wird ein Absatzrückgang zwischen fünf und zehn Prozent bis 2021 prognostiziert.
Quelle: Boston Consulting Group


Über ZF und vielen anderen Zulieferern schwebt das Damoklesschwert der Mobilitätswende. Umsätze aus dem Kerngeschäft mit Verbrennungsmotoren fehlen. Investitionen in die notwendigen Innovationen sind damit schwer zu stemmen. Die angespannte Lage zeigt sich auch bei Bosch. Der Vorreiter für autonomes Fahren muss nach Bericht des Handelsblatts am Standort Bamberg umplanen, weil Aufträge fehlen und Beschäftigte nicht vollständig ausgelastet sind. 

Abb. 2: Top-10-Unternehmen für autonomes Fahren

Bei MAHLE hat die Mobilitätswende bereits eingeschlagen. Das Unternehmen wird sein Werk zur Fertigung für Luftmanagementsysteme für Verbrennungsmotoren am Standort Öhringen schließen, weil der Preisdruck zu hoch ist und die Perspektiven für den Standort fehlen.

Preisdruck ist das Stichwort in diesen turbulenten Zeiten. Denn gerade die Zulieferer sind aufgefordert, die sehr hohen Entwicklungskosten der Mobilitätswende schnell, frühzeitig und verlässlich zu kalkulieren und die profitversprechenden Produkte bei immer kürzeren Innovationszyklen auf den Markt zu bringen. 

Produktinnovationen unter einem viel schnelleren Tempo entwickeln

Allein die Technologien zu CASE ziehen das Entwicklungstempo an. Die Digitalisierung verkürzt die Lebens- und damit auch die Innovationszyklen von Produkten. Neueste Techniken wandern direkt ins Auto und häufig ist nicht einmal klar, wie lange die Lebensdauer der Produkte ist. 

Abb. 3: Produktlebenszyklus - Vergleich Geschäftsmodell traditionell vs. digital


Quelle: Automobilindustrie | Sonderausgabe Juni 2019

Hersteller stehen unter Handlungsdruck, die Entwicklungszeit für ein Produkt drastisch zu verringern. Grundsätzlich ist die Produktion eines Elektroautos auf einem Greenfield weniger komplex als bei einem Modell mit Verbrennungsmotor. Aber: Der Lieferant muss sich beim Thema Elektroauto mit ganz neuen Fragen beschäftigen. Neben dem Antrieb gewinnen Themen wie das Thermomanagement an Komplexität. Entfällt der Verbrennungsmotor als Wärmequelle für die Heizung und als Antrieb für die Kühlung, braucht es neue, leistungsfähige Alternativen. Die Temperierung von Batterie und Leistungselektronik unterliegt unterschiedlichsten Einflüssen wie den Witterungsbedingungen. Die Anforderungen an eine Klimaanlage steigen, weil auch Batterie und Elektronik gekühlt werden müssen. Auch die Heizung und deren Steuerung sind durch den notwendigen variablen Modus komplex. Die Heizung muss funktionieren, wenn das Auto im Stau stillsteht. Das belastet die Batterie. Unter der zusätzlichen Belastung muss das Auto aber immer noch sein geplantes Ziel erreichen können. 

Wie sichern Lieferanten die Profitabilität neuer Produkte von Beginn an?

Der Mobilitätswandel führt den hohen Innovations- mit einem immensen Kostendruck zusammen. Allein die Investitionen in Elektromobilität sind nach Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young 2018 bei den führenden 16 Automobilkonzernen sprunghaft gestiegen. 

Abb 4. Investitionen der 16 größten Autokonzerne der Welt im Bereich Elektromobilität (2015-2018)

Lieferanten befinden sich in der sogenannten "Produktivitätszange". Lösen können sie diese, in dem schon in den frühen Stadien der Produktentwicklung nicht nur die Produkteigenschaften funktional, sondern zusätzlich mit den korrespondierenden Kosten reflektiert werden

Wie gelingt es Produkte schnell und rentabel zu produzieren?
Die Basis für optimale Material- und Ressourceneffizienz wird in der Frühphase der Entwicklung gelegt. Neben dem Know-how aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen braucht es integrierte und voll digitalisierte Tools, die das hohe Tempo durch mehr Automatisierung mittragen. Lösungen im Bereich Design Costing führen Prozessplanung und Produktionsorganisation zusammen. Über Schnittstellen zu Drittsystemen wie CAD, PLM oder ERP wird ein umfassender Datensatz für die Produktionsplanung genutzt.

Welche Eigenschaften sollten digitale Tools zur Kostenkalkulation mitbringen?

  • Global und in Echtzeit verfügbare Daten in einer Single Source of Truth, um die Kosten der Produktstruktur entlang des kurzen Lebenszyklus auf einer validen Basis zu kalkulieren.
  • Integrierte Schnittstellen zu Drittsystemen, so dass unternehmensweite gültige Daten für die Produktionsplanung genutzt und Prozesse durchgehend automatisiert werden können. Es ist deutlich effizienter, wenn die Entwicklungsstückliste (eBOM) aus PLM direkt für die Kalkulation verwendet werden kann.
  • Kollaborative Zusammenarbeit in der Produktentwicklung wird gefördert:
    • Das „Time-to-Market“ wird wesentlich verkürzt, wenn das Team der Produktentwicklung zusammen auf einer Plattform arbeitet. Zusätzliche Entwicklungsschleifen und mehrstufige Abstimmungs- und Kontrollprozesse entfallen. 
    • Klare definierte Aufgaben und Mechanismen wie die Änderungsverfolgung oder das Versionsmanagement vereinfachen die teamübergreifende Zusammenarbeit und Kommunikation.
    • Der strukturierte Austausch mit Partnern und Kunden über eine gemeinsame Plattform ermöglicht das gemeinsame Entwickeln rentabler Produkte in Kooperationsprojekte oder Joint Ventures.


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Werden
kontinuierliche Datenverfügbarkeit und automatisierte Prozesse in der Produktentwicklung nicht unterstützt, versperrt das letztlich nicht nur die Sicht auf die wahren Produktkosten, sondern auch auf die Gesamtkosten des Unternehmens. Die Key Performance Indikatoren (KPIs) werden geschwächt, auch weil die durchgehende Sicht auf den Produktlebenszyklus fehlt. Eine integrierte Lösung erhöht die Präzision und Zuverlässigkeit der Kostenrechnung und führt zu einer schnelleren Marktreife der Produkte. Bei allen Herausforderungen in Sachen Mobilitätswende kann die Profitabilität der innovativen Produkte von Beginn gesichert werden.