Das Ziel einer klimaneutralen EU bis 2050 geht mit der Aufgabe für die Industrie einher, ihre Produktionen klimaneutral zu gestalten. Mit den Plänen aus dem Green Deal und dem Rahmenwerk zur EU Taxonomy übt die Politik Druck auf rohstoffintensive Industrien, große Unternehmen und Finanzinstitute aus und verpflichtet sie unter anderem zu einem Nachhaltigkeit-Reporting. Aus den Geschäftsbeziehungen mit Banken, den Vertragskaskaden in der Lieferkette und nicht zuletzt aus den gesellschaftlichen Verpflichtungen entsteht für alle Unternehmen die Dringlichkeit, Maßnahmen zum Klimaschutz zu etablieren, den Übergang in die Kreislaufwirtschaft zu sichern und die nachhaltige Nutzung der Ressourcen in die Geschäftspraktiken holistisch integrieren.
Aus Gesprächen mit unseren Kunden aus der Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt und dem Maschinenbau wissen wir, dass nahezu jedes Unternehmen Projekte zur Reduktion der Emissionen umsetzt.
Um Maßnahmen wirksam abzuleiten, ist das Management auf zwei Ebenen gefordert: Sie müssen Ziele und Strategien für eine nachhaltige Produktion entwickeln. Hinzu kommt, die produktbezogenen Geschäftsbereiche mit Prozessen, Werkzeugen und Referenzdaten so auszustatten, dass Emissionen direkt in der Entstehung erfasst werden können.
Unternehmen fügen die Bewertung der Produktnachhaltigkeit in bestehende Strukturen ein und nutzen dafür Lösungen aus dem Enterprise Product Costing (EPC). EPC-Lösungen setzen bei der Optimierung der Produktkosten an und sind auch in der Lage, Informationen zum Product Carbon Footprint (PCF) entlang der Kalkulationsstruktur abzubilden.
Im Video sehen, wie produktbezogene Emissionen innerhalb der Kostenkalkulation bewertet werden.
Regulatorische Vorschriften zu Produkteigenschaften, der Energie- und Rohstoffverbrauch oder die Nachfrage nach umweltfreundlich produzierten Waren - an unterschiedlichen Stellen im Produktlebenszyklus zeigt sich die Untrennbarkeit von Profitabilität und Nachhaltigkeit. Die isolierte Betrachtung der Kostenoptimierung ohne die parallele Berücksichtigung der emittierten Treibhausgase führen zu einem Missverhältnis zwischen Produktkosten und Produktnachhaltigkeit und schwächen die Gesamtbilanz.
Für eine ausgewogene Produktbilanz nutzen Unternehmen einen Best-of-both Ansatz. So garantiert die Verfügbarkeit des Product Carbon Footprint entlang der Kalkulationsstruktur, dass kritische Meilensteine wie der Energieverbrauch oder Emissionen von Maschinen in einem Reporting erfasst und über Zeit optimiert werden können. Dabei sind Unternehmen in der Lage, Kennzahlen zu Umweltauswirkungen und zur Wirtschaftlichkeit gleichzeitig auszuweisen.
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Dass die Etablierung von Nachhaltigkeit-Standards ein konkretes Ziel führender Industrieunternehmen für die Lieferkette ist, zeigen Initiativen wie Catena-X für die Automobilindustrie. Die Entwicklung von Standards und Methoden für den Datenaustausch geht mit der Etablierung eines Nachhaltigkeit-Reportings einher. Dabei fordern die Hersteller in ihren Lieferantenbeziehungen heute bereits Informationen zum Life Cycle Assessment (LCA) und zur Ökobilanz. Die Verfügbarkeit des Product Carbon Footprint entwickelt sich damit zu einem erfolgskritischen Datum.
Unternehmen vereinen Nachhaltig und Profitabilität, wenn sie die CO2-Bewertung der Produkte in bestehende Strukturen und Prozesse zur Kostenkalkulation integrieren. Entlang des stückkostengeriebenen Systems werden die produktbezogenen Kosten und Emissionen über Maschinen, Materialien und Fertigung abgebildet und innerhalb der Kostenkalkulation angewendet. Im Cost Breakdown weisen Unternehmen ergänzend zu den Produktkosten Informationen zum Product Carbon Footprint aus und sichern ein standardisiertes und revisionssicheres Nachhaltigkeit-Reporting in der Lieferkette.
Innerhalb komplexer Wertschöpfungsstrukturen entscheidet die strategische Ausrichtung des Kostenmanagements, ob Produktionen zu einem nachhaltigen Unternehmenswachstum beitragen. Wir sehen drei Trends, die uns motivieren, die Komplexität der Produktbewertung zu reduzieren.
Der Artikel ist erstmalig als Fachbeitrag im Special ‘Manager Wissen’ zum Thema „Wie kann ein nachhaltiges Produktlebens-Zyklus-Management mit einem Digitalen Zwilling ihre Transformation in Richtung einer Kreislaufwirtschaft beschleunigen? im Harvard Business Manager Mai 2023 erschienen.