Das Thema klimaneutrale Produktion hat mit dem verkündeten Green Deal der Europäischen Kommission an Fahrt aufgenommen. Dabei setzt die Kommission u. a. auf die Förderung einer emissionsfreien Stahlproduktion und auf eine umweltfreundliche Kreislaufwirtschaft für Batterien – von der Produktion bis zum Recycling. Die Zunahme globaler Treibhausgasemissionen und die Ziele zum Klimaschutz stoßen Veränderungen in der gesamten Industrie an. In der Automobilindustrie verkündete bspw. Daimler Chef Ole Källenius auf der IAA 2019, dass die klimaneutrale Produktion zum Vergabekriterium wird. Das Unternehmen selbst will ab 2022 weltweit klimaneutral produzieren. Eine ganze Reihe von Industrieunternehmen setzt sich Klimaneutralität als ein Unternehmensziel. Siemens, zum Beispiel, will bis 2030 klimaneutral sein.
Die Einbindung von Ökostrom, der Einsatz nachhaltiger Materialien, Abwärmenutzung von Fertigungsprozessen und das Recycling von Altprodukten – Maßnahmen zur klimaneutralen Produktion ziehen sich bei allen Industrien über den gesamten Produktlebenszyklus. Bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks für Produkte kann es für Unternehmen nicht allein um die Ermittlung der emittierten Treibhausgase (u. a. Kohlendioxid, Methan, Lachgas) gehen. Die unternehmensweite Kostenkalkulation und schnelle Prozesse im Kostenmanagement werden für die Durchsetzung einer klimaneutralen und profitablen Produktion eine entscheidende Rolle spielen.
Ausgangsbasis der Betrachtung der Treibhausgasemissionen in der Produktion ist die Fertigungsstückliste (BOM), wie sie in der Produktentstehungsphase zur Kostenkalkulation genutzt wird. In der Stückliste finden sich unterschiedliche Punkte, an denen Klimagase freigesetzt werden. Angefangen beim Rohmaterial, über die einzelnen Bearbeitungsschritte bis hin zur Ausgangsfracht. Cost Engineers ziehen die verschiedenen Quellen für eine ganzheitliche Betrachtung der Emissionen heran. Neben Kohlendioxid zählen hierzu klimarelevante Gase wie Methan oder Lachgas.
Über die Fertigungsstückliste wird die Menge an freigesetzten Treibhausgasen für die einzelnen Stücklistenelemente ermittelt. Folgende Vorgehensweise soll hier skizziert werden (sofern die beschriebenen Annahmen zutreffen):
In jedem Rohmaterial/Kaufteil ist die Information enthalten, welche Menge Treibhausgase für die Herstellung eines Kilogramms (Rohmaterial) bzw. eines Stücks (Kaufteil) angefallen sind. Diese Werte können je nach Anbieter schwanken, z. B. bei der Produktion pro 1 kg Stahl: Es ist anzunehmen, dass in einem Land mit einem hohen Anteil an Kohlestrom mehr Treibhausgase freigesetzt werden als in einem Land mit einem höheren Anteil regenerativer Energien.
⇒ Die Menge der freigesetzten Treibhausgase wird als Stammdatum hinterlegt und für die Summe der Treibhausgase herangezogen.
Welche Fertigungsprozesse sind notwendig, um aus Rohmaterial und Zukaufteil ein verkaufsfähiges Produkt herzustellen und welche Treibhausgase werden dabei emittiert? Cost Engineers berücksichtigen bei der Fertigung zwei wesentliche Einflussfaktoren:
⇒ Sind diese Parameter bekannt, kann die Menge der Treibhausgase in einer Kalkulationslösung relativ simpel berechnet werden.
Neben Rohmaterial und Fertigung gilt es bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks, die Logistik zwischen Kunde und Lieferant bei der Kalkulation zu berücksichtigen:
Über die Stückliste in einer Kalkulationslösung können Unternehmen die Kosten der Treibhausgasemissionen in die Produktkostenkalkulation nahtlos integrieren. Die Kalkulation gibt die Menge der Treibhausgase an, die bei der Produktion eines Teils emittiert werden und indiziert die Kostenauswirkungen, die bei der Reduzierung von Treibhausgasen entstehen. Dies gilt z.B. für Steuern, die von einem Land erhoben werden. Auf dieser Ebene sind Kostenexperten gefordert, zwischen direkt und indirekt freigesetzten Treibhausgasen zu unterscheiden.
Abgerundet wird die Kalkulation durch Antworten auf die Frage, welche Rolle die emittierten Treibhausgase bei der Bereitstellung der Infrastruktur, z.B. Maschinen, Werkzeuge, Verwaltung, Lagerung usw. spielen.
Neben der Bestimmung der Treibhausgase, die von den Rohstoffen über die Produktion bis hin zur Lieferung emittiert werden, kann der sogenannte Product Carbon Footprint auch weiter - bis hin zur Entsorgung – gefasst werden. Dabei müssten u. a. der Energieverbrauch während der Produktlebensdauer und die Menge der bei der Entsorgung emittierten Treibhausgase erfasst werden.
⇒ Wollen Sie mit uns das Thema Treibhausgase und CO2-Bilanz im Kontext der Kostenrechnung weiter diskutieren? Schreiben Sie mir productmanagement (at) facton.com.