Viele Unternehmen wollen ihre Entscheidungen nicht mehr im Blindflug treffen. Jede einzelne Geschäftsentscheidung steht unter ständigem Kostendruck, um die zukünftigen Gewinnmargen des Unternehmens nicht zu gefährden. Die Bedingungen sind schwierig: Von den Zulieferern wird erwartet, dass sie nah an den Standorten ihrer Kunden und mit Just-in-Time-Produktionsprozessen produzieren. Zusätzlicher Kostendruck vonseiten der Kunden ist durch verlängerte Zahlungsziele, Risikohaftung, "quick savings" oder "Pay to play"-Systeme ständig präsent.
Viele Unternehmen stellen sich die gleiche Frage: Wie können wir Prozesse und IT-Strukturen anpassen, um die Geschwindigkeit und Genauigkeit bei Kostenschätzungen und Angebotserstellung zu verbessern?
Cost Engineers sind die Schlüsselfiguren, die Antworten liefern. Angefangen bei der Entwicklung von Komponenten und Produkten, über die Produktion bis hin zum Vertrieb hilft der Cost Engineer, die Herstellungskosten wettbewerbsfähig zu halten und Produkte so zu produzieren, dass sie kundenorientiert und wirtschaftlich sind. Wir empfehlen drei Schritte, um den Geschäftserfolg zu sichern.
- Gemeinsame Kostensicht auf das Produkt bzw. Projekt stärken
- Cost Engineering Funktion etablieren
- Wertbeitrag des Cost Engineerings für eine solide Kundenbeziehung nutzen
1. Gemeinsame Kostensicht auf das Produkt bzw. Projekt stärken
Oft gibt es eine Trennung zwischen den verschiedenen Abteilungen, die an Kostenschätzungen und der Angebotserstellung beteiligt sind: Controlling, Einkauf, Produktentwicklung, Vertrieb und zuletzt die Geschäftsleitung. Die Teammitglieder gehen von der Annahme aus, durch die Arbeit für das Produkt/Projekt eine einheitliche Sicht zu teilen. Durch ein individuelles Kostenverständnis, eigene Ziele und den Einsatz von abgekoppelten oder eigenen IT-Lösungen, Kalkulationen und Berichten entfernen sie sich jedoch von dem Ziel, Kostentransparenz für mehr Profitabilität zu schaffen.
Cost Engineering fördert eine integrierte Unternehmenskultur, die die Zusammenarbeit bei unternehmensweiten Kalkulations- und Angebotsaktivitäten unterstützt. Kosten werden als zentraler Aspekt von Beginn der Produktentwicklung an berücksichtigt.
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2. Cost Engineering-Funktion etablieren
So einfach es auch klingen mag: Das Management muss zunächst die allgemeinen Unternehmensziele festlegen und sich auf klar definierte Unternehmensvorgaben einigen: Welche Ziele sollen bis wann erreicht werden? Welche Priorität haben sie? Wie erreichen wir unser Ziel? Diese Vorgaben sollten den beteiligten Abteilungen bekannt sein und das Commitment durch Workshops in kleinen Gruppen gesichert werden.
Die Zusammenarbeit an verlässlichen Rentabilitäts- und Wachstumszielen erfordert einen standardisierten, unternehmensweiten Ansatz für das Gesamtkostenmanagement wie das Enterprise Product Costing (kurz: EPC). Eine voll integrierte Kostenmanagement-Methode zur standardisierten Produktkalkulation ist unabhängig von Standort und Abteilung und basiert auf drei Säulen:
- Standardisierung der Kalkulationsmethoden,
- Kostenverfolgung und Kostenoptimierung über den gesamten Lebenszyklus,
- Unternehmensweite IT-Systemintegration aller kosten-relevanten Daten.
Der EPC-Ansatz umfasst alle wesentlichen Bereiche des Unternehmens, von der Entwicklung / Value Engineering über den Einkauf und Vertrieb, entlang der gesamten Supply Chain bis hin zum Controlling und Management. Die Methode ermöglicht es Unternehmen, die Kosten frühzeitig und in jeder Phase des Produktlebenszyklus zu kontrollieren.
Der Weg zu mehr Rentabilität: Die Implementierung einer unternehmensweiten Kalkulationssoftware ist die zentrale Voraussetzung, um die großen Datenmengen zu integrieren und den Überblick zu behalten. Ob CAD, ERP, PLM oder BI-Tools, jede dieser Anwendungen kann zur Verwaltung und Abbildung von Kostendaten genutzt werden. Aber der Weg der kollaborativen Angebotserstellung und Kostenkalkulation ist nicht ausreichend und nur indirekt möglich.
Lassen Sie mich zwei Beispiele nennen: PLM-Tools sind primär für die technische Perspektive ausgelegt. Es können zwar kosten-relevante Faktoren eingegeben werden, aber letztlich kann das System nur Einzelkosten aufsummieren. ERP-Systeme hingegen sind transaktionsorientiert und haben den Fokus auf historische Daten. Es ist nicht möglich, zukünftige Parameter zu berücksichtigen.
3. Wertbeitrag des Cost Engineerings für eine solide Kundenbeziehung nutzen
Cost Engineering bringt nicht nur Abteilungen innerhalb eines Unternehmens näher zusammen, sondern baut auch eine solide Beziehung zu externen Lieferanten und Kunden auf. Cost Engineers sind in die kollaborative Kalkulation eingebunden und der Baustein für nachvollziehbare Kalkulationen, um diese mit fundierten Argumenten zu präsentieren und Preisverhandlungen effektiv zu führen.
Lassen Sie mich über zwei Beispiele sprechen, die für unsere Kunden oft relevant sind.
Beispiel 1 - Kostenkalkulationen für bestehende Kunden
Wurden in der Vergangenheit Projekte für einen Kunden durchgeführt, dann sollte der neu kalkulierte Preis mit früheren Angeboten übereinstimmen. Weicht der neue Kostenvoranschlag zu stark von früheren Kalkulationen ab, wird vom Vertriebsmitarbeiter erwartet, dass er die Differenz erklärt. Zur Lösung gehört eine verlässliche und für beide Seiten nachvollziehbare Darstellung der Kosten, bei der u.a. Investitionen in Werkzeuge und Maschinen direkt ersichtlich sind. Es sollte möglich sein, die Kostenentwicklung in jeder Phase zu verfolgen und Änderungen bei bestehenden Kostendifferenzen schnell zu erkennen. Dazu gehören auch die Auswirkungen von Änderungswünschen des Kunden, die eine Neuverhandlung erfordern.
Beispiel 2 - Open Book Accounting
Der Druck zur Offenlegung der Kalkulation durch Open Book Accounting ist heute eine gängige, aber auch umstrittene Praxis, insbesondere in der Automobilindustrie. Es besteht die Gefahr, dass der Kunde Fehler, Ungereimtheiten und vor allem Möglichkeiten zur Kostensenkung entdeckt, die letztlich gegen den Lieferanten verwendet werden könnten, um den Preis zu senken. Es liegt in der Verantwortung des Managements, die offene Buchhaltung zu ihrem Vorteil zu nutzen. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass Preisgespräche mit transparenten Kostenstrukturen objektiver geführt werden können. Der Fokus liegt auf einzelnen Komponenten, anstatt pauschal über Endpreise zu sprechen.
Die Vorteile eines Cost Engineering-Ansatzes lassen sich am besten mit einem unternehmensweiten Ansatz und der passenden Software realisieren. Einheitliche Standards und volle Transparenz über Entwicklungs-, Produkt- und Fertigungskosten sorgen für mehr Gewinn und Wachstum.
Der Artikel wurde zuerst auf dem Blog der Society of Cost Engineers veröffentlicht.
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